![]() |
![]() |
Teleworking
Oder der Traum vom Arbeiten im Grünen
Bezirksblatt Nr. 11, 13.3.2002
Wer träumt nicht davon, im Grünen zu leben (und zu arbeiten). Da gibt es sicherlich eine ganze Reihe von Varianten, wie man sich an dieses Ziel heranarbeiten kann.
Einer dieser Versuche ist hier am Beispiel der LIS Reinisch OEG in Steinbach im Burgenland beschrieben.
Die LIS OEG befaßt sich seit fast 10 Jahren mit EDV- und Organisationsprojekten. Das hat schon mal zum Vorteil, daß keine aufwendigen Produktionsmaschinen und Anlagen notwendig sind,
um das Projekt: Arbeit im Grünen umzusetzen. Wobei "keine Anlagen" in der computerverseuchten Zeit schon ein Widerspruch in sich ist. Natürlich brauchen wir den einen oder anderen Computer, also auch Anlagen,
aber keine Fertigungshallen mit Umweltverträglichkeitsprüfung.
Telefon und Internet:
Ein Telefon braucht man aber schon, vorzugsweise auch eine schnelle ISDN-Leitung, um auf die Computer der Kunden zugreifen zu können. Hier scheiden sich aber schon die Geister.
Je weiter im Grünen, je schlechter die Anbindung an schnelle Netze. Wir befinden uns nur 500 Meter von der Niederösterreichischen Grenze entfernt, wo es schon seit Jahren digitale Telefonie gibt.
Im Burgenland mußten wir noch über 10 Ecken und individuellen Schaltungen mit ISDN versorgt werden. Unser Telekom-Fehlerprotokoll war entsprechend lang. Nun, auch das ist überstanden.
ADSL ist aber ein Begriff, an den nicht im entferntesten zu denken ist; dann schon eher Satelliten - Internet.
Traditionelles Pendlergebiet
Um 4 Uhr früh beginnt Montags der Pendlerstrom nach Wien. Da zeigt sich schon mal der ganz große Vorteil, wenn man von Daheim aus arbeiten kann.
Viele Projekte können per Datenübertragung abgewickelt werden - aber:
Ohne Kontakt zum Kunden "geht gar nichts".
So müssen auch wir zweimal pro Woche zum Kunden, meist nach Wien. Aber auch die eine Stunde bis zur Ortstafel (und dann nochmals eine halbe Stunde mit der U-Bahn ins Zentrum) ist (ein bis zweimal die Woche) vertretbar.
Wenn man auf die Autobahn kommt und am Horizont den Schneeberg sieht, hat der Tag schon gut begonnen. Für diesen Blick müssen andere Leute Urlaub nehmen. Einen Auftrag kann man schon per eMail kriegen,
aber erkämpfen muß man sich seine Projekte von Angesicht zu Angesicht. Und das ist auch gut so.
Weitblick mit Gamsblick
Den nötigen strategischen Weitblick für unsere Projekte holen wir uns bei ausgedehnten Spaziergängen in der näheren Umgebung. Auch kulinarisch bietet die "Einschicht " durchaus etwas. Viele Besprechungen endeten schon beim Sechterleiten,
dem Most- und Surschnitzel-Wirt nur eine halbe Stunde Fußmarsch entfernt. Auch auf die ganze Lebenseinstellung wirkt sich das "Leben in der Natur" aus. Die Wichtigkeit von Projekten wird wohl etwas nüchterner betrachtet,
als wenn man am Anfang der Karriere steht und jede neue "Technologie" aufgreift, um eine Stufe weiter nach oben zu erklimmen. Nicht jede "Technologie" mitzumachen ist in Zeiten des Internets nicht ganz einfach. Aber auch ein nicht
gewonnenes Projekt kann manchmal gute Nebeneffekte haben. Schließlich wollen wir NICHT an die Börse.